Im Laufe des Wachstums des kindlichen Gesichtsschädels sind viele Faktoren an der Entwicklung und Formgebung des Schädels und des Ober- und Unterkiefers beteiligt. Hier kann es durch Fehlfunktionen (z.B. Störungen der Spannung der Kiefergelenksmuskulatur, der Zungenmuskulatur, und/oder der Halswirbelsäule uvm.) zur Entstehung eines so genannten Fehlbisses wie z.B. dem Kreuzbiss kommen. Auch können externe Einflüsse, wie Unfälle oder zu langes Lutschen am Daumen oder Nuckeln den Kreuzbiss hervorrufen oder begünstigen.
Aus osteopathischer Sicht liegen mögliche Ursachen solcher Störungen oft im Säuglingsalter. Hier können sich durch Bewegungsstörungen der oberen Halswirbelsäule oder des Beckens Asymmetrien im Bereich des Schädels bilden und manifestieren. Eine normgerechte Entwicklung von Ober- und Unterkiefer, sowie der Zähne ist aber von einer möglichst ungehinderten und symmetrischen Entwicklung des gesamten Kopfes, besonders der sogenannten Schädelbasis, abhängig.
Ein durch das asymmetrische Wachstum bestehender Fehlbiss oder die Fehlstellung einzelner Zähne können sich gegebenenfalls negativ auf die Zungenmotorik und somit auch negativ auf die Sprachentwicklung des Kindes auswirken. Muskuläre Dysbalancen können gleichzeitig zu Kiefer-, Nacken- oder Kopfschmerzen führen.
Aus diesem Grund sollte der Therapieansatz breit aufgestellt sein und abhängig vom Einzelfall eine zahnärztliche, kieferorthopädische, physiotherapeutische, osteopathische und ggf. logopädische Versorgung beinhalten.
Grundsätzlich ist ein möglichst früher Therapiebeginn anzustreben, um Folgeerscheinungen zu vermeiden. Sollten also im Kleinkindalter bereits Tendenzen zu einer Entwicklung eines Fehlbisses erkennbar sein, können diese häufig durch eine osteopathische Behandlung positiv beeinflusst werden. So kann eine spätere kieferorthopädische Behandlung sanfter und kürzer stattfinden.
Bei einer bereits begonnenen kieferorthopädischen Behandlung, kann eine osteopathische Behandlung begleitend eingesetzt werden, um eine schnellere Korrektur der Bissform zu erreichen oder Begleiterscheinungen wie z.B. Kopfschmerzen zu lindern.
Der osteopathische Therapieansatz liegt in der Behandlung funktioneller Störungen und der damit verbundenen Folgen auf die benachbarten Regionen. Diese können z.B. in der Kiefergelenksmuskulatur, der oberen Halswirbelsäule, dem Becken, sowie in der Schädelbasis oder der Gesichtsschädelknochen liegen. Deren Ursache-Folge-Ketten können sich auf den gesamten Körper erstrecken. Der osteopathisch ausgebildete Therapeut behandelt auch weiter entfernt liegende Störungen, zum Beispiel aus dem Bereich des Beckens und der Halswirbelsäule, die einen negativen Einfluss auf die Entwicklung des Ober- und Unterkiefers haben können. Mit der Beseitigung dieser körperlichen Dysfunktionen kann zum Beispiel zusätzlich ein positiver Einfluss auf die Sprachentwicklung und Zungenmotorik, sowie auf die Koordination von Bewegungsabläufen genommen werden.